Unser Namenspatron – Emil von Behring

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Zu den Vorzügen im forschend-unternehmerischen Rahmen gesellte sich eine ausgleichende bzw. ergänzende Beschäftigung mit Fragen der Philosophie (Hartmann, Spinoza). Dies führte so weit, dass Behring zur Schärfung der logischen und metaphysischen Denkkraft die Einführung philosophischer Kollegien für Mediziner forderte. Zunehmend entsprach seiner Arbeitsrichtung das besondere Interesse an sozialhygienischen Problemen, wie er sie unter anderem in Fabriken im Aachener Bezirk und in Belgien untersuchen konnte.

Mit scharfen Konturen im Rahmen einer klaren Zielvorstellung heben sich die einzelnen Abschnitte seines Lebens ab.

Emil von Behring (15. März 1854 – 31. März 1917) entstammte einer unbemittelten Lehrersfamilie mit insgesamt 13 Kindern, die in Hansdorf/Westpreußen beheimatet war. Nach dem gymnasialen Abschluss 1874 in Hohenstein/Ostpreußen und dem Studium am Militärärztlichen Institut in Berlin war er als Militärarzt unter anderem in Bonn, daraufhin 1889 als Assistent am Hygienischen Institut bei R. Koch tätig. Hier erforschte er zusammen mit dem Japaner Kitasto Shibasaburo die weltweit ersten Seren gegen Diphtherie und Tetanus. Behring verließ das Institut, als er 1894 zum Ordinarius für Hygiene in Halle und 1895 in Marburg ernannt wurde. Für seine bahnbrechenden Entdeckungen im Bereich der Serologie (passive Immunisierung) wurde er geadelt und 1901 als erster Arzt der Welt mit dem Nobelpreis für Medizin bedacht. Für das hohe Ansehen im In- und Ausland sprach seine Ehrenmitgliedschaft in mehr als 35 medizinischen Gesellschaften.

Leben und Werk Emil von Behrings sind auch heute noch beispielhaft im Zusammenklingen von wissenschaftlicher Forschung, wirtschaftlicher Umsetzung und ethischer Verantwortung.

Die für die Namensgebung unserer Schule gewählte Persönlichkeit unterstreicht deren mathematisch-naturwissenschaftlichen Grundcharakter. Als Gymnasium des Landkreises Erlangen-Höchstadt liegen wir im Einzugsbereich der Bundeshauptstadt für Medizin, wo Universität und Industrie nicht nur auf dem Gebiet der Medizin intensiv zusammenarbeiten.

In den Jahren 1888-1894 erarbeitete Behring zum Teil mit und gegen Robert Koch die auch für die heutige Serologie gültigen Grundlagen der künstlichen Immunisierung bei Milzbrand, Diphtherie, Tetanus und Tuberkulose. Seine Forschungen auf dem Gebiet der Blutserumtherapie sowie der Serumreinigung führten zum heutigen System der vielfältig angewandten Schutzimpfungen – besonders gegen Diphtherie und Tetanus -, denen Millionen Kinder und Soldaten ihr Leben zu verdanken hatten bzw. heute noch verdanken. Bedeutsame Anregungen hinterließen auch seine Forschungsergebnisse im Bereich der Milchhygiene und der Tuberkulosebekämpfung; die statistische Erfolgsbeurteilung hat er in breitem Maße in die medizinische Forschung eingeführt.

Sein lebensnahes Realitätsempfinden führte zum Leitgedanken, theoretische Voraussetzungen den praktischen Bedürfnissen dienstbar zu machen. So flossen Gewinne aus der Serumproduktion seines eigenen Betriebes in reichlichem Maße in die Forschung zurück. Seinen auch in der damaligen Zeit sehr heftigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen und Rückschlägen begegnete er mit unbeugsamem Erkenntnistrieb, systematisierender Energie und dialektischer Gewandtheit.